Das Werkarztzentrum Oelde hat kürzlich bei einem Mitgliederunternehmen Gesundheitstage zum Thema „Ergonomie am Arbeitsplatz“ durchgeführt, denn „Rücken haben“ – das ist eine Volkskrankheit geworden. Umso wichtiger, den Arbeitsplatz ergonomisch einzurichten. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Beruf in der Verwaltung oder in der Produktion ausgeübt wird. 85 Prozent der Bevölkerung kennen das Problem. Von diesen Rückenbeschwerden sind 90 Prozent akut. Das bedeutet die Rückenbeschwerden klingen unter Schonung nach sechs Wochen wieder ab. Eine permanente Fehlbelastung der Wirbelsäule entwickelt sich oft zu einer chronischen Krankheit, denn aus evolutionärer Sicht ist die Wirbelsäule lediglich für eine Funktionszeit von 30 bis 40 Jahren ausgelegt. Die Lebensdauer des Menschen und seine Bewegungsabläufe haben sich seit der Steinzeit verändert, die richtige Haltung für die Wirbelsäule ist für die eigene Gesundheit daher unerlässlich.
Rund 95 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage werden durch akute Rückenschmerzen verursacht, die Arbeitsunfähigkeitszeiten von weniger als sechs Wochen verursachen. Bei chronischen Rückenproblemen kann sich die Arbeitsunfähigkeit erheblich verlängern. Diese Fälle verursachen rund 44 Prozent der Ausfalltage.
Oft werden die Schmerzen durch Bandscheibenprobleme versursacht. Die Bandscheibe wird nicht proaktiv durchblutet, sondern funktioniert wie ein Schwamm zwischen den einzelnen Wirbeln. Durch die Bewegung der Wirbelsäule saugt die Bandscheibe Flüssigkeit auf, die ihre Elastizität erhält. Bei zu schwerer, dauerhafter Belastung durch häufiges schweres Heben oder eine dauerhaft falsche Sitzhaltung, trocknet die Bandscheibe aus und kann ihre Funktion als Puffer zwischen den Wirbeln nicht mehr erfüllen. Ein Bandscheibenvorfall tritt ein. Eine dauerhaft falsche Haltung kann darüber hinaus zu Beinvenenenthrombosen und Unterversorgung der Muskulatur führen, wenn der Rückfluss des Blutes durch falsche Beinhaltung behindert wird.
Die individuelle, ergonomische Einrichtung eines Arbeitsplatzes ist daher enorm wichtig. Nicht der Mensch sollte sich an den Arbeitsplatz anpassen, sondern der Arbeitsplatz an den Menschen. Bei einer sitzenden Tätigkeit sollte auf dynamisches Sitzen geachtet werden. Das ermöglicht die für die Bandscheibe wichtige Bewegung. Dafür wird die Position des Tisches an die Stuhls angepasst. Der Stuhl wird zuerst eingestellt, wobei die Rückenlehne elastisch eingestellt wird, um das dynamische Sitzen zu gewährleisten. Auch die richtige Position der Beine, Arme, Schultern und der Blickwinkel auf den Monitor sowie der Abstand der Tastatur sollten beachtet werden. Die Füße stehen bei einer ergonomischen Position stabil und mit der ganzen Sohle auf dem Boden auf. Die Knie bilden einen 90°-Winkel und haben eine Handbreit Abstand zur Sitzfläche. Die Wirbelsäule liegt an der Rückenlehne an. Die Armlehnen sollten dabei so eingestellt werden, dass die Schultern ohne Belastung aufliegen und die Arme im 90°-Winkel auf dem Tisch aufliegen. Dabei sollte die Tastatur problemlos für die Finger erreichbar sein. Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind, kann der Tisch eingestellt werden. Der Monitor sollte in einem angemessenen Abstand stehen und dabei so niedrig eingestellt sein, dass der Blick nach unten gerichtet ist. Halsmuskulatur und Sehapparat werden so entlastet. Auch dies ist evolutionär begründet. Denn wird der Kopf gerade gehalten, meldet das Gehirn den Augen, dass sie in die Ferne schauen sollen. Da der Monitor aber nah am Gesichtsfeld ist, ist dies das falsche Signal und kann Stress verursachen. Stress seinerseits kann eine weitere Ursache für körperliche Beschwerden sein. Weitere Maßnahmen zur Entlastung des Rückens sind regelmäßiges Strecken, Aufstehen und Gehen.
Eine individuelle, ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes in der Produktion richtet sich nach der auszuführenden Tätigkeit. Auch hier ist eine dynamische Haltung wichtig. Je nach Arbeitsplatz können Arbeitsabläufe optimiert werden. Schwere Lasten sollten so positioniert werden, dass ein Mitarbeiter sich nicht bis zum Boden bücken muss, um sie zu heben. Beim Heben selbst ist es wichtig, den Rücken durch eine gerade Haltung zu entlasten, und das Gewicht hauptsächlich mit den Armen zu tragen.
Eine Begutachtung des eigenen Arbeitsplatzes durch einen Experten ist empfehlenswert. Aufgrund individueller Körpermerkmale und verschiedener Arbeitsplätze können pauschale Einschätzungen schwer getroffen werden.
Die Wirbelsäule trägt den Menschen sein Leben lang, obwohl sie für die hohe Lebensdauer nicht angelegt ist. An den eigenen Rücken zu denken und sich ergonomisch einzurichten, ist ein wichtiger Faktor, um die eigene Gesundheit zu erhalten. Für eine individuelle Beratung steht Ihnen das Team des Werkarztzentrums Oelde nach telefonischer Rücksprache gerne zur Verfügung.